Weniger Chemie, das ist vielen Menschen bei Pflegeprodukten wichtig. Naturkosmetik ist im Vormarsch! Doch was kann sie eigentlich und ist sie wirklich die bessere Kosmetik? Und warum gibt es immer noch so viele schwarze Schafe in der Kosmetikindustrie?
Wir werfen einen Einblick in die viel zu unterschätzte Welt der Naturkosmetik und nehmen die Inhaltsstoffe unter die Lupe und klären die Frage, woran natürliche Kosmetikprodukte erkannt werden können und wie sie wirken.
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Inhaltsstoffe von normaler Kosmetik
Die Inhaltsstoffe von normalen Kosmetikprodukten werden nach der internationalen Nomenklatur kosmetischer Inhaltsstoffe, kurz INCI, auf dem Produkt aufgelistet.
In herkömmlicher Kosmetik finden sich leider viel zu viele Stoffe, die besser nicht auf die Haut aufgetragen werden sollten. Von Silikonen über synthetische Duftstoffe bis hin zu hormonell wirksamen Konservierungsstoffen, die Palette an schädlichen Zutaten in konventioneller Kosmetik ist breit.
Die Kosmetikindustrie entwickelte sich zu einer sehr profitablen Sparte der chemischen Industrie. Fast jeder große Weltkonzern ist in der Kosmetikindustrie aktiv. Mineralöle und Mineralölderivate wie Paraffin werden aus Erdöl gewonnen.
Durch die Reinigung und Aufbereitung entstehen Öle, Vaseline oder Wachse, die in Kosmetika pflegend, reinigend oder wasserabweisend wirken. Sie stellen eine günstige Alternative zu natürlichen Stoffen dar.
Willst du mehr über die typischen Inhaltsstoffe in Kosmetik wissen? Wir haben einen eigenen Beitrag dazu verfasst:
Was ist Naturkosmetik?
Naturkosmetik sind Kosmetikprodukte, die natürliche Inhaltsstoffe enthalten. Also nach dem Vorbild der Natur. Diese sind dementsprechend natürlich, nachhaltig und biologisch abbaubar .
Bei Naturkosmetik gibt es klare Beschränkungen. Tabu sind zum Beispiel künstliche Duftstoffe und Aromen, ethoxylierte Tenside, flüssiges und festes Mikroplastik oder Silikon- und Mineralöle sowie gentechnisch veränderte Inhaltsstoffe.
In den letzten Jahrzehnten wurden natürliche Wirkstoffe zunehmend wissenschaftlich erforscht und man kam zu dem Ergebnis, dass native Pflanzenöle und Pflanzenfette die Haut auf natürliche Weise optimal pflegen.
Genau aus diesem Grund verzichten immer mehr Unternehmen auf synthetische Stoffe und ersetzen diese wieder durch natürliche Bestandteile. In der Kosmetikindustrie lautet die Devise “Back to nature“.
Du suchst nach Naturkosmetik Marken auf Deutschland? In unserem Beitrag Naturkosmetik aus Deutschland haben wir 10 Marken vorgestellt die ihre natürlichen Produkte in Deutschland herstellen!
Inhaltsstoffe von Naturkosmetik
Die beliebten Wirkstoffe wie Q10, Ceramide und natürliche Hyaluronsäure lassen sich auch natürlich gewinnen und sind z.B. Lavera-Produkten zu finden. Natürliche Inhaltsstoffe entsprechen den in der Haut vorkommenden Inhaltsstoffen und können dementsprechend gut aufgenommen werden.
Besonders beliebte Inhaltsstoffe für Naturkosmetik sind z.B.
- Aloe Vera
- Sheabutter
- Calendula
- natürliche Pflanzenöle
Ein natürliches Öl enthält beispielsweise unterschiedliche Fettsäuren und wichtige Vitamine. Immer gerne eingesetzt werden deshalb klassische Bio-Öle aus Mandeln, Oliven, Macadamianüssen.
Dass wertvolle Fette und Öle nicht nur Pflanzen zum Überleben dienen, sondern auch lebenswichtige Körperfunktionen und den menschlichen Organismus unterstützen, wussten schon unsere Vorfahren.
Da natürliche Inhaltsstoffe generell empfindlicher sind als synthetische, liegt die Haltbarkeit der meisten Naturkosmetikprodukte bei 30 Tagen.
Unterschied zu normaler Kosmetik?
Statt auf synthetisch hergestellte Inhaltsstoffe setzt Naturkosmetik hauptsächlich auf Rohstoffe natürlichen Ursprungs.
Tabu hingegen sind vor allem Stoffe auf Erdölbasis, Silikone, synthetische Fette und Öle, Duftstoffe oder Polyethylenglykole (PEG), die in Produkten für die Schaumbildung sorgen.
Natürliche Kosmetik verzichtet auf diese Stoffe nicht nur der Umwelt zuliebe (Silikone z.B. sind schwer abbaubar), sondern auch weil einige davon im Verdacht stehen, gesundheitliche Folgen zu haben: So sollen sie etwa den Hormonhaushalt negativ beeinflussen oder sich im Körper auf Dauer anreichern und dort Entzündungen verursachen.
Unterschied zu Biokosmetik?
Bei Biokosmetik ist vorgeschrieben, dass die Inhaltsstoffe nicht nur natürlich sein müssen, sondern zudem zertifiziert biologisch angebaut und verarbeitet werden. Dies bedeutet, dass beim Anbau auf Gentechnik sowie Herbizide und Pestizide verzichtet werden muss. Auch in der Verarbeitung sind technische Hilfsstoffe wie Lösungsmittel nicht erlaubt.
Bei manchen Pflanzen, wie beispielsweise der Aloe Vera kann dies große Auswirkungen auf die Qualität haben. Der biologische Anbau sorgt für eine reinere und vitalstoffreiche Qualität der Wirkstoffe.
Woran erkenne ich Naturkosmetik?
Eine echte Orientierung beim Kauf von Naturkosmetik bieten diverse Siegel, die zertifizierte Naturkosmetik auszeichnen. Kosmetik, die mit einem oder mehreren Naturkosmetik-Siegel ausgezeichnet wurde, entspricht strengen Standards, auf die sich Verbraucher verlassen können.
Die Siegel werden von den Kosmetikunternehmen festgelegt und fordern mehr, als der Gesetzgeber es tut. Zertifizierte Gütesiegel geben Auskunft über die Qualität der Inhaltsstoffe und die Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren der Kosmetik und unterstützen eine bessere Regulierung für Natur- und Biokosmetik.
Alle Naturkosmetik-Zertifizierungen fordern, dass die Rohstoffe größtenteils natürlichen Ursprungs sind. Das bedeutet, dass Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, Silikone, gentechnisch veränderte Organismen und synthetische Fette, Öle und Duftstoffe tabu sind. Bei Biokosmetik muss zudem ein bestimmter Anteil der Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau kommen.
Zu den bekanntesten und vertrauenswürdigsten Naturkosmetik Siegel zählen:
- Cosmos
- BDIH
- NATURE
Cosmos
Für das Cosmos Siegel haben sich fünf Naturkosmetik Label-Organisationen aus der EU zusammengeschlossen, um sich auf Mindeststandards zu einigen. Das Siegel setzt eine Herstellung nach den höchstmöglichen Nachhaltigkeitspraktiken voraus.
BDIH
BDIH ist die Abkürzung für den Bundesverband der Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und kosmetische Mittel. Das Siegel stellt sicher, dass pflanzliche und tierische Inhaltsstoffe nicht durch chemische Reaktionen verändert werden.
Zudem wird der Einsatz von chemisch thetischen Stoffen, wie Paraffinen und Erdölprodukten, Silikonen oder künstlichen Duft- oder Farbstoffen, untersagt, Der Bundesverband verfügt außerdem über eine Liste an pflanzlichen Inhaltsstoffen, die aus biologischem Anbau stammen müssen – alle anderen Inhaltsstoffe müssen nicht zwingend Bioqualität sein.
NATURE
Um das NATRUE-Siegel zu erhalten, müssen Produkte überwiegend aus Naturstoffen bestehen. Der Einsatz naturnaher Stoffe, die durch chemische Reaktionen aus Naturstoffen gewonnen werden, ist durch die Richtlinien auf einen geringen Anteil beschränkt.
NATRUE unterscheidet zwischen Naturkosmetik und Biokosmetik. Wobei bei Biokosmetik ein Anteil von 95 Prozent an Naturstoffen und naturnahen Stoffen aus biologischer Landwirtschaft oder Wildsammlung vorausgesetzt wird.
Unsere Kritik
Ein weltweit einheitliches Siegel für zertifizierte Naturkosmetik mit entsprechenden Kriterien wäre definitiv wünschenswert. Derzeit gibt es leider noch viele unterschiedliche Siegel. Lösung wäre hier eine Erweiterung der EU-Kosmetikverordnung um den Punkt Naturkosmetik.
Sind Naturkosmetikprodukte ganz ohne Chemie?
Eins vorweg, chemische Verbindungen sind nicht grundsätzlich schlecht oder unnatürlich. Auch Wasser (H2O) oder Salz (NaCl) sind solche Verbindungen und kommen natürlich auch in Naturkosmetik vor.
Anders sieht es mit synthetischen, also künstlich hergestellten Inhaltsstoffen wie Parabenen, Paraffinen oder Silikonen aus. Sie haben in zertifizierter Naturkosmetik nichts zu suchen. Denn dort sind nur Stoffe zugelassen, die aus 100% natürlichen Quellen stammen.
Ausnahmen gibt es z.B. bei Konservierungsmitteln. Hier dürfen sogenannte naturidente Stoffe eingesetzt werden, die so in der Natur vorkommen, aber für das Produkt synthetisch im Labor nachgebaut werden.
Ein Beispiel ist Sorbinsäure (aus der Eberesche, zu finden in Cremes oder Duschgelen). Dabei handelt es sich um eine Fettsäure, die vom Körper normal verstoffwechselt wird und daher als unbedenklich gilt.
Verträgt jeder Naturkosmetik?
Viele denken, dass die natürlichen Kosmetikprodukte automatisch auch sanft und verträglich sind. So einfach ist es aber leider nicht.
Vor allem ätherische Öle, die in Naturkosmetik oft als natürliche Konservierungsmittel zum Einsatz kommen, lösen bei vielen Allergien aus, z.B. Teebaum-, Bergamott- sowie Eukalyptus-Öl. Auch Kamille, Zimt, Lavendel oder Ringelblume verträgt nicht jede Haut gleich gut.
Ob Sie betroffen sind, kann durch einen Allergie-Tests beim Arzt geklärt werden. Weitere mögliche Allergieauslöser sind Bienenharz und Lanolin, beide stecken oft in Lippenstiften, Zahnpasta oder Cremes.
Wie gut ist das natürliche Make-Up?
In Sachen Deckkraft, Farbintensität und Vielfalt haben die natürlichen Produkte enorm aufgeholt. Zu verdanken ist das den hochwertigen Mineralfarben aus verschiedenen Oxiden wie Eisen-, Titan-, Zink- oder Chromoxide.
Sie haften nicht nur sehr gut, sondern pflegen zusätzlich die Haut und liegen federleicht auf. Daher ist die natürliche dekorative Kosmetik sehr gut für sensible Haut geeignet.
Gibt es Naturkosmetik mit Anti-Aging Effekt?
Ja, natürliche Anti-Aging Produkte sind ein wahre Anti-Falten Wunder: So regen pflanzliche Peptide (z.B. aus Gerste oder Soja) die Bildung von Kollagen an und Spilanthol aus der Parakresse hemmt Muskelkontraktionen (es gilt als natürliches Botox).
Resveratrol aus Rotwein und Traubenkernöl wirkt stark antioxidativ und Bakuchiol ist eine natürliche Alternative zu Retinol.
Gibt es natürliche Haarsprays?
Ja. In vielen natürlichen Haarsprays steckt Schellack, ein harziges Sekret der Lackschildläuse.
Kleiner Nachteil: Natürliches Haarspray ist feuchter als herkömmliches und braucht etwas Zeit zum Trocknen. Der Halt ist ähnlich gut wie bei konventionellen Sprays. Schaumfestiger oder Gele hingegen arbeiten mit Polymeren aus Mais, die wasserlöslich sind und ein genauso gutes Styling bieten wie die konventionellen Varianten.
Ist Naturkosmetik vegan?
Was vielen nicht bekannt ist, ist, dass Naturkosmetik nicht zwingend vegan ist. Neben pflanzlichen Rohstoffen enthalten einige Produkte auch tierische Erzeugnisse wie Milch oder Honig – diese werden als natürliche Rohstoffe zusammengefasst. Nicht erlaubt hingegen sind Rohstoffe aus toten Wirbeltieren wie tierisches Fett oder Frischzellen. Rohstoffe aus wirbellosen Tieren sind nicht ausgeschlossen.
Vegane Produkte erkennt der Verbraucher am Label Veganblume. Es gibt allerdings auch Kosmetikprodukte, die natürliche Inhaltsstoffe haben, aber nicht den Anforderungen zertifizierter Naturkosmetik entsprechen. Und dann gibt es wiederum konventionelle Kosmetik, die einzelne natürliche oder sogar Bio-Inhaltsstoffe hat, aber nicht unter den Begriff Naturkosmetik fällt. Wie soll man hier noch den Überblick behalten?
Wer wirklich vegan shoppen möchte, sollte auf der Verpackung nach Siegeln wie „V-Label“ oder „Vegantrademark“ suchen. Unter tierversuchsfrei.peta-approved.de kann man zudem scannen, wie einzelne Label zu Tierversuchen stehen. Sie werden überrascht sein!
Warum riecht grüne Kosmetik anders?
Schuld daran ist nur die Macht der Gewohnheit: Unsere Nase und unser Gehirn sind so sehr an die synthetischen Duftstoffe in konventioneller Kosmetik gewöhnt, dass sie natürliche Düfte, die u.a. aus Kräuterextrakten und Blütenwasser gewonnen werden, zunächst als ungewohnt einordnen.
Außerdem sind viele synthetische Duftstoffe schlichtweg intensiver als das Original, das sie imitieren. Was hilft? Die eigene Nase mal wieder öfter in eine Rose stecken oder an frischem Lavendel schnuppern.
Welche Veränderungen sind mit natürlichen Haarfarben möglich?
Wirklich realistisch ist es, die Haare zwei bis drei Farbtöne dunkler zu färben.
Der Grund, warum die Veränderung mit Pflanzenhaarfarben so begrenzt ist, liegt in der Wirkweise: Konventionelle Haarfarben brechen die Schuppenschicht auf, ziehen den natürlichen Farbstoff Melanin heraus und lagern neue Pigmente ein.
Bei Pflanzenhaarfarben umschließen die Pigmente das Haar dagegen von außen. Die natürliche Farbe bleibt darunter erhalten. Deshalb funktioniert auch Aufhellen nicht.
Wie gut schützt natürliche Sonnencreme?
Genauso gut wie konventionelle Sonnencreme. Während hier chemische Filter UV-Strahlen in Wärme umwandeln, legen sich bei Naturkosmetik mineralische Filter (z.B. Zinkoxid) auf die Haut und lassen die UV-Strahlen abprallen.
Mineralische Filter gelten als sehr verträglich, weißeln – dank neuer Formulierungen – nicht mehr und sind beständiger als chemische. Wie immer gilt aber: Nachcremen nicht vergessen!
Gibt es natürlichen Nagellack?
In den letzten Jahren hat sich viel getan – vor allem, wenn man bedenkt, dass Nagellack ursprünglich auf Basis von Autolacken entwickelt wurde.
Ganz ohne synthetische Substanzen geht es zwar nicht, aber viele Marken haben zumindest die schädlichsten Inhaltsstoffe (z.B. Tuluol, Phthalate) eliminiert. Auf wie viele Schadstoffe ein Lack verzichtet, erkennt man an Kennzeichnungen wie „10 free“, „14 free“ oder sogar „20 free“.
Verhindern natürliche Deos, dass man schwitzt?
Nein, aber es verhindert dass man übel riecht. Die enthaltenen Zinksalze neutralisieren unangenehme Gerüche und Inhaltsstoffe wie Salbei, Ingwer oder Zitronengras wirken zusätzlich antibakteriell.
Wer von einem konventionellen zu einem Naturkosmetik-Produkt umsteigt, kann den Eindruck haben, anfangs vermehrt zu schwitzen.
Woran das liegt? Viele herkömmliche Deos sind eigentlich Antitranspirante, die Gerüche nicht überdecken, sondern die Schweißdrüsen mit Aluminiumsalz verengen, wodurch man weniger schwitzt. Lässt man es weg, braucht der Körper ca. eine Woche bis er wieder „normal“ transpiriert.