Für Clean Beauty gibt es keine Zertifizierung und kein Siegel. Dennoch steckt hinter dieser (Selbst-)Bezeichnung oftmals mehr als Marketing.
Der Trend Clean Beauty kommt aus den USA, wo der Kosmetikmarkt kaum reguliert ist. 99 Prozent der Stoffe, auf die Clean-Beauty-Anbieter in den USA freiwillig verzichten, sind in der EU gar nicht erlaubt. Wirklich “Dirty Beauty“, also Kosmetik mit hautschädlichen Stoffen, ist auf dem deutschen Markt also ausgeschlossen.
Dennoch haben europäische Hersteller, darunter auch No Cosmetics, die Bezeichnung „clean“ aufgegriffen. Bei ihnen bedeutet es, dass sie Inhaltsstoffe weglassen, die wissenschaftlich umstritten sind und/oder einen schlechten Ruf haben: Silikone, Parabene, PEGS, Mineralöle gehören dazu, manchmal auch Duftstoffe und bestimmte Alkohole.
Warum Clean Beauty keine Naturkosmetik ist
Davon sind genau die ersten vier Stoffklassen auch in der Naturkosmetik tabu. Ist Clean Beauty also nur deren abgespeckte Version?
Tatsächlich entscheiden sich Clean-Beauty-Marken zum Teil bewusst dagegen, sich als Naturkosmetik zertifizieren zu lassen. Viele synthetische Stoffe sind gut erforscht und hervorragend verträglich. Es wäre eine unnötige Beschränkung, auf sie zu verzichten. Gleichzeitig ist nicht alles, was aus der Natur kommt, besonders wirksam oder besser verträglich – vor allem ätherische Öle haben ein hohes allergenes Potenzial.
Und wo wir dabei sind, das Feld von Clean Beauty abzustecken: Ihr Anspruch ist auch, mehr zu sein als die schickere Zwillingsschwester der medizinischen Hautpflege, deren Fokus ebenfalls auf der größtmöglichen Verträglich keit liegt. Bei den Med-Produkten wird meist nur ein gut erforschter Wirkstoff wie beispielsweise Urea eingesetzt. Für Menschen mit sehr problematischer Haut ist das sinnvoll. Doch eigentlich profitiert die Haut von einer Kombination mehrerer Wirkstoffe. Hinzu kommt: Clean-Beauty Marken wollen einen deutlich größeren Kundenkreis ansprechen als die speziellen Med-Produkte.
Kommen wir nach den Verneinungen also zu dem, was Clean Beauty sein will. Die kurze Antwort lautet: wirksam. Der Anspruch kleiner Clean-Beauty-Marken ist es, Wirkstoffe, die gut erforscht sind, in einer Konzentration und Kombination einzusetzen, die einen Effekt haben. Das bedeutet auch den Verzicht auf Füllstoffe wie Silikone, die nur ein gutes Hautgefühl geben, aber nichts für die Pflege leisten. Retinoide, Niacinamid, Ceramide und Panthenol sind beispielsweise einige der Hauptdarsteller in Clean-Beauty-Produkten.
Verbotene Stoffen für Clean Produkte
Ist ein Clean-Beauty-Siegel denkbar? Wir sind skeptisch, dazu sind die Marken, die sich unter dem Dach “Clean Beauty“ versammeln, zu unterschiedlich. Und ihn persönlich stört an Siegeln noch etwas anderes: Das Schwarz-Weiß Denken, der eine Inhaltsstoff sei gut, ein anderer ganz schlecht, ist Unsinn. Einige Stoffe haben einen schlechten Ruf, obwohl die Wissenschaft bestätigt hat, dass sie harmlos sind. Und auch ein problematischer Stoff kann in einer bestimmten chemischen Variante und Konzentration sinnvoll sein. Hier ist noch viel Aufklärung zu leisten. Clean Beauty, die ja auch einige Stoffe kategorisch ausschließt, ist für ihn deshalb nur der Übergang. Auf den sollte irgendwann Conscious (bewusste) Beauty folgen.