Was für ein Geräusch Pegel! Wie soll man da bloß schlafen können…? Stimmt! Aber wussten Sie, dass der Schnarcher gefährlich lebt?
Aus Millionen deutschen Schlafzimmern dringen jede Nacht tiefe sägende Schnarchgeräusche. Das lässt viele Partner resigniert aus dem Schlafzimmer flüchten. Die nächtliche Geräuschkulisse ist aber nicht nur ein Punkt, der manche Beziehung auf die Probe stellt. Wer schnarcht- und das sind nach Schätzung etwa 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen – sollte es nach Meinung unseres Experten Prof. Dr. J. Ulrich ärztlich abklären lassen. Der Schlafmediziner weiß, dass Schnarchen gesundheitliche Folgen haben kann. Vor allem, wenn Atemaussetzer, die sogenannte Schlafapnoe, vorliegen.
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Vorstufe zur Schlafapnoe
„Grundsätzlich ist Schnarchen harmlos. Doch man kann es durchaus als Vorstufe zur Schlaf apnoe ansehen“, erklärt der Mediziner. Seiner Erfahrung nach haben Menschen, die schnarchen, nämlich eine höhere Wahrschein lichkeit, eine Schlafapnoe zu entwickeln. „Und fast alle Patienten, die eine Schlafapnoe haben, schnarchen auch“, sagt er.
Test nötig: Ob eine Schlafapnoe vorliegt oder nicht, kann ein Schnarcher allerdings schlecht selbst feststellen. Es gibt aber einige Hinweise, auf die man achten kann. Auch wenn dem Partner ein sehr unruhiges Atmen am Schnarchenden auffällt, ist der Verdacht gerechtfertigt und man sollte zum Arzt gehen. Der erste Schnarch-Test muss laut Prof. Sommer aber nicht gch im Schlaflabor stattfinden: „Die Patienten bekommen ein kleines Diagnosegerät mit einigen Sensoren mit nach Hause und schlafen damit im eigenen Bett. Durch diese Messung können wir dann mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit sagen, ob eine Schlafapnoe dahinter steckt.“ Bei bestätigtem Befund folgt eine genauere Untersuchung, um eine geeignete Behandlung einleiten zu können. Und die ist dringend nötig. Denn der nächtliche Mangel an Sauerstoff kann der Gesundheit schaden.
Gefährliche Folgen: „Bei einer Schlafapnoe kämpft der Körper die ganze Nacht gegen das Ersticken“, erklärt der Prof. Daher tritt im Schlaf nicht die gewünschte und nötige Erholung ein. Das hat auch fatale Auswirkungen auf das Herz- Kreislauf-System, das nachts nicht zur Ruhe kommt. Die Betroffenen entwickeln häufig Bluthochdruck und damit auch ein erhöhtes Risiko für Herz- Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt.
Schnarchfrei durch Selbsthilfe
Der Diagnose Schlafapnoe ist aber niemand hilflos ausgeliefert. „Oft ist eine Lebensstiländerung schon ausreichend“, rät der Schlafmediziner. Konkret heißt das: Abnehmen sowie der Verzicht auf Alkohol und schwerem Essen vor dem Schlafengehen. Diese Tipps helfen auch „nor malen Schnarchern“. Wer nur auf dem Rücken liegend schnarcht, kann auch Geräte oder Westen nutzen, die leicht vibrieren, wenn man sich in „Schnarchposition“ dreht. Darüber hinaus ist eine sogenannte Unterkieferprotrusionsschiene möglich. Sie wird wie eine Knirschschiene abends eingesetzt und verhindert, dass der Kiefer im Schlaf zurückfällt und den Atemweg verengt.
Luft durch die Maske
Bei mittleren und schwereren Formen der Schlafapnoe kommt ein Atemgerät, die CPAP-Maske, zum Einsatz. Sie bläst Luft mit Überdruck in den Rachen und hält so die Atemwege offen, was viele Patienten aber als störend empfinden.
Training für die Zunge
Relativ neu ist der Ansatz, bei leichter Schlafapnoe die Rachen muskulatur gezielt durch Reizstrom zu kräftigen. „Das funktioniert auch ganz gut“, weiß Prof. Sommer aus der Praxis. „Das Besondere an dem eXciteOSA-Gerät ist, dass es tagsüber zum Einsatz kommt. Wenn man trainiert hat, entspannen die Muskeln im Schlaf nicht mehr so stark, sie vibrieren oder kollabieren nicht.“ Bei schwereren Fällen kommt auch ein operativ eingesetzter Zungenschrittmacher infrage, der die Zunge nachts in Bewegung hält. „Diese Methode ist aber nur etwas für Betroffene, die mit der CPAP-Maske nicht klar kommen,“ sagt Prof. Sommer.
Atemlos durch den Schlaf
Luftweg abgeschnitten Atemaussetzer oder die sogenannte Schlafapnoe entstehen, wenn die Muskulatur in den oberen Atemwegen beim Schlafen entspannt. Der Gaumen bogen oder die Zunge fal len dann nach hinten und blockieren den Atemweg. Beim Ein- und Ausatmen gerät die erschlaffte Muskulatur zu dem in Schwingung und erzeugt laute Schnarchgeräusche. Betroffene nehmen die Atempausen, die bis zu 100-mal pro Nacht auftreten können, während des Schlafs meist gar nicht wahr. Doch das Gehirn schlägt durch den Sauerstoffmangel Alarm. Es kommt deshalb zu unbewussten Weckreaktionen, den Arousals. Sie reißen den Körper immer wieder aus dem Tiefschlaf, um ihn einige Male tief Luft holen zu lassen.