In Sachen Körperpflege ist gerade ein regelrechter Öl-Boom ausgebrochen. Können Körperöle etwa mehr als die Konkurrenz im Cremetiegel?
Stiefmütterlich wurden sie in den letzten Jahren behandelt: Körperöle kamen maximal für Massagen oder im Kampf gegen Schwangerschaftsstreifen zum Einsatz. Die gängigsten Vorurteile: Sie ziehen schlecht ein, hinterlassen einen klebrigen Film auf der Haut und verstopfen die Poren. Doch nichts davon stimmt, und deshalb entdecken immer mehr Hersteller (und Anwenderinnen) feinste und reine Öle für sich. Völlig zu Recht, denn in Sachen Hautpflege können seltenes Arganöl, kostbares Macadamiaöl oder reichhaltige Mischungen richtig glänzen.
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Was ist die Besonderheit von Pflanzenölen?
Naturbelassene Öle sind unserem Hautfett sehr ähnlich. Sie treten dadurch mit der Haut in einen Wirkprozess und stärken sie. Nährstoffreiche Öle wie zum Beispiel Hanf-, Avocado- und Jojobaöl werden besonders gut von der Haut aufgenommen, sie hinterlassen keinen Fettfilm, und die Haut fühlt sich auch nach 24 Stunden noch sehr gepflegt an. Dafür spielt die Qualität eine entscheidende Rolle. Dazu sollten Sie wissen: Öle werden meistens desodoriert, um die Farb und Geruchsstoffe zu entfernen. Dafür wird das Öl mit einer Wasserdampfdestillation auf bis zu 230° Celsius erhitzt. Neben Geruch und Farbe gehen allerdings auch wertvolle Vitamine und Mineralien flöten. Der grasige Geruch beim Hanföl, der samtige und leicht strohige Duft beim Arganöl oder die intensiven Avocado noten vom Avocadoöl gehören einfach dazu – und sind kein Nachteil. Aber es ist gar nicht so leicht herauszufinden, ob ein Öl desodoriert wurde, denn auf Verpackungen muss das nicht extra deklariert sein. Selbst Körperöle in Bio Qualität können diesem Verfahren unterzogen worden sein.
Woran erkenne ich ein gutes Öl?
Das erste Indiz für ein gutes, naturbelassenes Körperöl ist der Duft: Vertrauen Sie auf Ihr gutes Näschen, wenn Sie den Geruchstest machen. Riecht es zu künstlich, ist das schon mal ein schlechtes Zeichen. Zweites Indiz ist die Farbe: Jojobaöl zum Beispiel hat einen dunklen Gelbton. Ist es jedoch fast weiß, kann man davon ausgehen, dass es behandelt wurde. Und den dritten Hinweis auf einen wirklich edlen Tropfen liefert die Haltbarkeit: Natürliche und unbehandelte Öle können schneller ranzig werden und das ist in diesem Fall ein Zeichen für gute Qualität.
Wie lange sind Öle haltbar?
Das hängt von unterschiedlichen Faktoren und den Gegebenheiten ab. Grundsätzlich kommen Pflanzenöle ohne Konservierung aus, weil sie kein Wasser enthalten. Wasser liefert den Nährboden für Keime und Pilze, und das wird bei Cremes meistens mit Konservierungsstoffen verhindert. Öle sind außerdem lichtempfindlich, weshalb sie oft in dunklen Gläsern stecken und an einem kühlen und dunklen Ort gelagert werden sollten. Und sie reagieren mit Sauerstoff.
Werden Öle ranzig, entsteht ein unangenehmer Geruch, das Produkt sollte dann nicht mehr benutzt werden. An genehmer ist der Sichttest, denn die Haltbarkeit wird auf der Verpackung entweder per Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben oder in Form eines geöffneten Tiegels, hinter dem eine Zahl steht. 12 M zum Beispiel bedeutet, dass das Produkt ab Anbruch 12 Monate lang haltbar ist. Kleiner Haken: Sie müssen jedes Mal das Datum der Erst benutzung dahinter schreiben, um auf Nummer sicher zu gehen. Pauschal für alle Öle lässt sich die Frage nach der Haltbarkeit nicht beantworten: Reine Bio-Öle können auch weniger als ein Jahr haltbar sein, weil sie mehr ungesättigte Fettsäuren enthalten. Als flüssiges Wachs stellt Jojobaöl eine Ausnahme bei den Pflanzenölen dar. Es ist mehrere Jahre haltbar.
Stimmt es, dass bestimmte Öle einen straffenden Effekt haben?
Ja, das ist so. Manchmal enthalten Körperöle Zusätze, die straffend wirken können. Zum Beispiel ätherisches Rosmarinöl oder Auszüge aus Birkenblättern. Auch das Öl an sich kann schon das Bindegewebe stärken: Macadamia- und Jojobaöl haben so einen straffenden Effekt. Sie stärken die Barrierefunktion und sorgen dafür, dass die Feuchtigkeit in der Haut bleibt. Das macht die Öle so speziell.
In unserer Übersicht über Körperöle die für eine natürliche Pflege der Haut eingesetzt werden können lernen Sie mehr zu diesem Thema.
Und was können Öle sonst noch?
Ayurveda-Fans wissen es schon lange: Öle können entgiften. Bei einer solchen Behandlung wird Sesamöl vor dem Duschen aufgetragen. Das hat keinen pflegenden Hintergrund, sondern dient der Entgiftung über die Haut. Unbehandelte Bio-Öle sind immer eine Wohltat fürs gute Aussehen: Denn sie enthalten Begleitstoffe, Vitamine, Mineralien und Wirkstoffe, die auch in der Haut selbst vorkommen. Im Avocadoöl steckt zum Beispiel Cholesterol, in Macadamiaöl die Palmitoleinsäure. Beides kommt in den hauteigenen Lipiden vor und wird besonders gut von der Haut aufgenommen. Beim Macadamiaöl liegt der Anteil bei 20 Prozent. Es wirkt regenerierend für trockene Haut, die erste Fältchen zeigt.
Sind Körperöle auch bei Hautproblemen sinnvoll?
Unbedingt. Dass Öle die Poren verstopfen, ist ein Irrglaube. Sie können sogar bei Pickelchen benutzt werden, weil Öle die Hautbarriere wieder ins Gleichgewicht bringen. Babassuöl, Kokosöl und Jojobaöl haben zudem noch eine antibakterielle Wirkung. Diese Körperöle können Sie ganz beruhigt im Gesicht benutzen, und auch die Angst vor einem glänzenden Gesicht ist unbegründet: Die Öle ziehen sehr schnell ein. Selbst bei stärkeren Hautproblemen können Öle wirksame Helfer sein. Hanföl ist für Menschen mit Neurodermitis sehr gut geeignet, weil es sofort den Juckreiz nimmt. Über Avocadoöl freut sich sehr trockene Haut. Und weil es so gehaltvoll ist und selbst Hornhaut ganz weich macht, sollten Sie auch den Fußsohlen eine Extrarunde gönnen.
Warum gibt es so große Preisunterschiede?
Das liegt zum einen an der Nuss selbst. Der Arganbaum zum Beispiel kann nicht kultiviert werden, er wächst nur im Südwesten von Marokko. Die Macadamianuss gilt als die Königin unter den Nüssen und ist entsprechend teuer, weil Anbau und Ernte sehr aufwendig sind und die Nachfrage höher ist als das Angebot. Verteuernd kommt hinzu, dass viele Öle aus Fair-Trade-Projekten kommen. Das gilt für kleine Ölmühlen genauso wie für große Hersteller. Die Arganwälder sind ein UNESCO Weltkulturerbe, ausschließlich Frauen ernten in über 100 Kooperativen die Nüsse von Hand und bekommen faire Löhne dafür. Das Öl von dort steckt nicht nur in Produkten kleiner Manufakturen, sondern auch in den Fläschchen großer Herstellerfirmen. The Body Shop zum Beispiel unterstützt weltweit 26 Fair-Trade-Projekte, aus denen sie Kokosöl, Olivenöl, Sojaöl, Sesamöl und Nussöl beziehen. Damit werden Kleinbauern, traditionelles Handwerk und ländliche Betriebe unterstützt.
Und was ist mit den Mineralölen?
Ihr Ruf ist nicht der beste, und es stimmt, dass Mineralöle aus Erdöl gewonnen werden. Mit dem, was in den Motor des Autos gekippt wird, haben sie aber nichts gemein. In Kosmetik sind Mineralöle nur in hoher gereinigter Qualität zu gelassen und in dieser Qualität absolut unbedenklich. Sie haben den Vorteil, dass sie kaum oder gar keine Allergien auslösen. In der Medizin werden sie häufig eingesetzt, meist in der Herstellung von Salben. In der Kosmetik kommen sie vor allem bei der Pflege von zarter Haut zum Einsatz. Da sie bei stark verunreinigten Hautpartien wahre Wunder leisten, stecken Mineralöle oft in Produkten für Babypopos. Auf der Verpackung erkennen Sie die Mineralöle unter den Namen Paraffinum liquidum, Paraffin, Ceramicrocristallina oder Petrolatum.