Über das weibliche Geschlechtsorgan wurde früher kaum gesprochen, doch inzwischen boomt alles rund um Intimpflege, Menstruation und Sextoys. Mythos & Wahrheit mischen sich dabei oft. Wir klären die sechs wichtigsten Themen.
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DAS NICHT SO JUNG- FRAULICHE HÄUTCHEN
Der Begriff “Jungfernhäutchen“ suggeriert, dass es sich erstens um ein Häutchen handelt und zweitens, dass es etwas mit Jungfrauen zu tun hat. Beides ist falsch. Das Hymen, so der medizinische Name, ist keine Haut, die den Vaginaleingang verschließt, sondern ein Schleimhautkranz, der den Eingang um- rahmt. Dieses Kränzchen kann durch Penetration beschädigt werden, muss es aber nicht. Es ist äußerst dehnbar und kann bei jeder Frau anders aussehen. Bei etwa 0,002 Prozent der Frauen ist es tatsächlich zugewachsen und muss daher operativ entfernt werden. Sonst kann kein Periodenblut abfließen.
DER OMG!-PUNKT
Fast jeder Sexualratgeber spricht von der Suche nach dem G-Punkt – angeblich ein Hotspot der weiblichen Lust mit Orgasmus-Garantie. Gute Nachrichten für alle, die vergeblich suchen: Bis heute ist nicht geklärt, ob es diesen Zauberpunkt überhaupt gibt. Gefunden haben will ihn übrigens ein Mann. Der Gynäkologe Ernst Gräfenberg meinte in den 1940er Jahren, das große Geheimnis gelüftet zu haben. Ob es den nach ihm benannten G-Punkt nun gibt oder nicht: Mit dem Partner, der Partnerin oder allein – wer den eigenen Körper erkundet, der weiß besser, was ihm gefällt. Das bedeutet dann auch besseren Sex.
DIE PILLE: KRANKMACHER ODER GLÜCKSBRINGER?
Seit einigen Jahren steht die Anti-Baby-Pille in der Kritik, während natürliche Verhütungsmethoden immer beliebter werden. Zu den größten Nebenwirkungen der Pille gehören Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und weniger Lust auf Sex. Doch sie hat auch positive Nebeneffekte. Wer unter besonders starken Regelschmerzen leidet, kann diese durch die Pille lindern. Dasselbe gilt für Probleme wie Hautunreinheiten, Akne und Haarausfall. Die Entscheidung liegt am Ende bei jeder Frau selbst. Wichtig ist nur, dass die Gynäkologin oder der Gynäkologe umfassend aufklärt und das richtige Präparat findet. Denn wir wissen: Wir sind alle unterschiedlich.
VULVA, VAGINA, KLITORIS: WO LIEGT WAS?
Der Begriff Vulva wurde lange ignoriert, denn die weiblichen Geschlechtsorgane wurden einfach als „Vagina“ zusammengefasst. Bis heute wissen nur 30 Prozent der Frauen überhaupt etwas mit dem Wort Vulva anzufangen. Dabei rund ist es ganz einfach: Die Vulva beschreibt die äußeren Geschlechtsorgane, also den Venushügel, die Schamlippen und den äußeren Teil der Klitoris. Sie sieht bei jeder Frau etwas anders aus. Die Vagina hingegen beschreibt den Gang zwischen der Vulva und dem Muttermund. Und die Klitoris ist viel größer als die kleine sichtbare Perle. Sie erstreckt sich ungefähr zehn Zentimeter unter der Haut und hat ca. 8000 Nervenenden. Im Vergleich: Der Penis hat nur 4000.
TOP SECRET – WAS KOMMT EIGENTLICH RAUS?
Über Ausfluss wird immer noch kaum gesprochen. Dabei ist er genauso normal und wichtig wie die Periode. Er bildet sich im Gebärmutterhals und den Drüsen in der Vagina und schützt vor ungewollten Bakterien. Gleichzeitig dient er als natürliches Gleitmittel und entsorgt abgestorbenes Gewebe – super! Während des Zyklus kann er in Konsistenz und Menge variieren. Dünner, transparenter Ausfluss tritt besonders in der Follikelphase auf. Unmittelbar vor und nach der Periode kann der Ausfluss bräunlich sein. Solange die Körperflüssigkeiten nicht übel riechen, ist das alles komplett normal. Übrigens: Die Vagina ist mit einem pH-Wert von 3,8 bis 4,5 leicht sauer. Das erklärt, warum in dunkler Unterwäsche nach einiger Zeit helle Flecken entstehen können, die auch in der Waschmaschine nicht verschwinden.
DIE SACHE MIT DEN TAMPONS
Dass Tampons junge Frauen nicht aus Versehen entjungfern können, hat Punkt 1 schon klargemacht. Aber was ist mit den schädlichen Chemikalien, von denen man immer wieder liest? Fakt ist: Über die Schleimhäute der Vagina werden besonders leicht Stoffe ins Blut aufgenommen. Deswegen ist es wichtig, was eingeführt wird. 2007 testete Öko Test Tampons und stellte fest, dass mehrere Marken krebs erregende Stoffe enthielten. 2018 waren die Ergebnisse deutlich besser. Es gibt inzwischen viele umwelt- und vaginafreundliche Tampons, die ohne Bedenken benutzt werden können. Ein Blick auf mögliche Alternativen lohnt sich dennoch: Menstruationstassen erfordern ein wenig Übung, sind aber sehr praktisch. Und besonders für leichte Tage setzen immer mehr Frauen auf schicke Periodenhöschen.